26.06.24

Reisebericht Norwegen 2023

Unsere Reise starteten wir am 09. Juli 2023, wobei unser Weg einmal von Süd nach Nord durch ganz Deutschland führte. Vorab mussten wir uns um einige Dinge kümmern. 

Wird der Van ganz fertig bis zur Abreise? Was müssen wir für unseren Vierbeiner beachten, welche Fähren wollen wir ansteuern und sollten wir sie vorher buchen oder direkt vor Ort?! Welchen und wieviel Alkohol darf man einführen und ja, Alkohol muss im Urlaub ja auch mal sein dürfen und der ist, wie wir feststellen mussten, in Norwegen auch wirklich teuer. 

Unsere Fähren suchten wir immer relativ spontan. Im Inland kann man sich auch über „Autopass“ für Fähren und die Mautstraßen registrieren, wodurch dann sämtliche Zahlungen aufgelistet und einige Zeit später automatisch abgebucht werden. So spart man sich das Bezahlen per Kreditkarte.
Als gelernter Schreiner war der Ausbau des Bullis eher Formsache und die Herausforderung war überwiegend die Unterbringung aller wichtigen Utensilien. Durch die wirklich praktischen Eurobox-Systeme, konnte im Heck sowohl eine kleine Küche, als auch der notwendige Stauraum für den Rest geschaffen werden.

Dachträgersystem VW T4 | SpaceRack

Dachträgersystem VW T4 | SpaceRack

Auf dem Dach wurde das SpaceRack von Rolling Space montiert. Darauf wurden Staukisten angebracht, um vor allem Wanderschuhe, Wasserschläuche und andere Dinge, die man wegen Schmutz oder Feuchtigkeit nicht im Innenraum verstauen will, unterzubringen. Außerdem kamen eine Hängemattenhalterung samt Hängematte, ein großer Wassertank für die komplette Brauchwasserversorgung der Reise, ein Duschzelt und Sandboards zum Einsatz.
Letztere würden uns noch gute Dienste erweisen, da wir keine Auffahrkeile besitzen und stattdessen die Sandboards mit Steinen unterbauen wollten, um etwaige Niveauunterschiede auszugleichen und schön plan zu stehen. Auch eine Zusatzbeleuchtung war bereits montiert, welche wir leider aber bis zur Abfahrt nicht mehr in Betrieb nehmen konnten. Allerdings war das zu dieser Zeit auch absolut nicht nötig, da es in Norwegen selbst mitten in der Nacht noch heller war, als bei uns zur Abenddämmerung.

Am Praktischsten war die Gestaltung des Dachträgersystems mit dem Airline System, was uns durch verschiedenste Fibnge und Zurrgurte die Befestigung der einzelnen Anbauteile wirklich vereinfachte. Die Hängemattenhalterung war natürlich das „Glamping“-Highlight, was wir einige Male nutzten, um uns ein Päuschen mit toller Aussicht auf dem Dach zu gewähren. Ein Hingucker war das allemal und wir wurden nicht nur einmal darauf angesprochen.

Gegen späten Nachmittag ging die wilde Fahrt dann endlich los, von Bayern aus Richtung Norden. Nach einer Nacht auf halber Strecke mittig in Deutschland, ging es weiter nach St. Peter Ording, wo wir einen Abend am Strand mit leckerem Essen verbrachten und uns dann einen geeigneten Schlafplatz bei Husum suchten. Bevor es für uns auf die Fähre nach Norwegen ging, verbrachten wir noch eine Nacht in Dänemark. Dieses Land wird definitiv in seiner atemberaubenden Landschaft maßlos unterschätzt.

Hängemattenhalter - SpaceMock

349,00 €*

Noch nie zuvor, fanden wir uns auf solch traumhaften Stränden mitten in der Einsamkeit wieder. Dieser kurze Abstecher wird nicht unser letzter gewesen sein. 

Am nächsten Morgen machten wir uns dann auf den Weg zur Fähre von Hirtshals aus nach Larvik. Ja stimmt, die meisten setzen ihr Ziel auf Kristiansand, doch wir wollten als erstes zum „Ende der Welt“. Eine uralte, ehemalige Poststation, wie uns erzählt wurde. So setzten wir mit dem Bulli auf der gut dreistündigen Fährfahrt nach Norwegen über. Wir ha]en Glück und mussten, dank Vierbeiner an Board, durch die Zollstraße und konnten so noch vor allen anderen von der Fähre und dem Gelände. Das sparte uns ganze 30 Minuten Wartezeit in der Autoschlange.

Der erste kleine Stopp galt dann ganz der Stärkung an einem Fluss, der sich nur wenige Meter neben unserem Parkplatz seinen Weg durch die wunderschöne Landschad Norwegens bahnte. 

Von dort aus machten wir uns auf die Suche nach einem Schlafplatz für die Nacht. Auf einem schönen, bewaldeten Schotter-Parkplatz wurden wir schließlich fündig und konnten die erste kleine Erkundungstour ans Meer wagen. Absolut beeindruckt von der Schönheit dieses Landes, der enormen Aussicht an der Küste an deren Steinen das Wasser peitschte und der Vielfalt an wilden Tieren, die sich uns schon unerschrocken nach kurzer Zeit zeigten, war die erste Nacht schneller vorbei, als wir dachten. Durch die doch ungewohnt lange Anreise gönnten wir uns dann erst einmal einen Tag Pause.

Da der Parkplatz direkt an der Grenze zu einem Naturschutzgebiet gelegen war, kamen entsprechend viele Wanderer vorbei, was uns nette Bekanntschaden mit Einheimischen einbrachte, die uns auch tolle Tipps für kleine Ausflüge mit auf den Weg gaben. Zu Fuß ging es dann zum „Ende der Welt“, also besagter Poststation, die einen Abstecher allemal wert ist. 

Leider war uns ein Gewitter auf den Fersen, was den Rückweg doch sehr spannend werden ließ. Doch gerade bevor der Regen einsetzte, kamen wir an unseren Vans an und konnten gut geschützt unter der Markise unser Abendessen zubereiten. Die ersten Vorräte hatten wir Zuhause bereits eingepackt und mitgebracht, damit wir die Grundversorgung sicherstellen konnten. Auch die Preise für Lebensmittel sind in Norwegen doch etwas höher, als in Deutschland. 

Weiter ging es dann in Küstennähe Richtung Westen und dann über die E134 Richtung Bergen. Das Inland war beeindruckend schön und die immense Zahl an Wasserfällen, die sich aus quasi jedem Berg ergossen, war überwältigend. Man kann nicht direkt von übertreffen sprechen, doch als wir dann wieder in die Küstenregion um Bergen kamen, wo ein Fjord auf den nächsten folgte, waren wir täglich sprachloser, wie schön dieses Land ist.

Bergen erkundeten wir in Windeseile zu Fuß, Grund hierfür: Starkregen den ganzen Tag über. Wir sind uns sicher, dass das eine tolle Stadt für Erkundungen ist, sofern man mit dem Wetter etwas mehr Glück hat als wir. Von Bergen aus, ging die Reise dann über die E39 weiter nach Norden. Grobes Ziel vor Augen war der Geiranger Fjord. Da wir unsere Reisetage, an denen wir Strecken machen wollten immer auch an die Wetterlage anpassten, kamen wir mal mehr, mal weniger schnell voran.

Eines der Highlights war der Bergsee am Fuße des Dalsnibba Aussichtspunktes, dem mit 1500m höchsten, befahrbaren Aussichtspunkt Europas. Wenn man unserer App für Schlafplätze glauben darf, war dieser Parkplatz bereits im Juni noch nicht befahrbar, da er komplett beschneit gewesen sein musste. Wir sahen noch einige Fleckchen Schnee an den Bergen, überwiegend war es jedoch bereits abgetaut. Bei wirklich kühlen 7°C sahen wir dann einem Pärchen aus Finnland zu, wie sie bei aufziehendem Gewitter inmitten einer Freifläche am Rande des Sees ihr Zelt aufbauten und waren nur noch froher, dass wir die Nacht mit Standheizung im Van verbringen konnten. Man muss wohl erwähnen, dass Finnen diese Temperaturen mit Sicherheit besser gewohnt waren, als wir. Besagtes Pärchen waren nicht die einzigen Finnen, die sich für eher kalte Camping-Möglichkeiten in Norwegen entschieden.

Am nächsten Morgen wollten wir dann den Aussichtspunkt befahren, was uns aber im ersten Moment von Regen vermiest wurde. Wir waren schon soweit die Mautstraße, die auf die 1500 Meter hinaufführte, ausfallen zu lassen. Doch gaben wir uns dann doch noch einen Ruck, fuhren hinauf und wurden mit dem perfektesten Regenbogen, den wir je gesehen hatten, belohnt. Komplett rund, schwebte er über dem Geiranger Fjord, den man mehr und mehr zu Gesicht bekam von dort oben. Die ersten Kreuzfahrtschiffe waren erkennbar und damit auch unser nächstes Ziel. Wir schlängelten uns mit den Vans hinunter ins Tal, wo wir eine der Fähren buchten, die uns über den Geiranger Fjord bringen und auf der Westseite absetzen sollte. Nach einer kurzen Wartezeit, die wir wie meistens mit der Nahrungsbeschaffung verbrachten, konnten wir die Fahrt auf dem Fjord im leichten Nieselregen genießen. Aber es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Getreu dieses Mottos verbrachten wir die gut einstündige Fahrt komplett an Deck und genossen die windig-kalten und ebenso schönen Eindrücke.

Wieder an Land, ging es dann weiter nach Norden in Richtung Alesund. Da ich als Fotograf auch eine neue Leidenschaft zur Wildtierfotografie entdeckt hatte und ausgestattet mit Teleobjektiv Jagd auf das Wildlife Norwegens machen wollte, nahmen wir den Tipp eines guten Freundes an und besuchten die Insel „Runde“. Dort steuerten wir zum zweiten Mal auf unserer Reise einen Campingplatz an, um uns eine warme Dusche zu gönnen. Es ist der einzige Campingplatz auf der kleinen Insel und aufgrund der Ausstattung und Freundlichkeit der Betreiber nur wärmstens zu empfehlen. Diese Insel kann ich wirklich jedem Naturfreund nur ans Herz legen. Die Vegetation und Artenvielfalt an Vögeln ist wirklich atemberaubend. 

Das absolute Highlight dort waren die Papageientaucher, die sich an den Steilhängen in einer riesigen Kolonie niedergelassen hatten und ihre Flugkünste (oder eher ihre Tollpatschigkeit) zur Schau stellten. Nach dem Besuch dieser Insel machten wir uns weiter auf zu den Trollstigen, die wir mit dem Van erklommen und von dort die Aussicht genossen.

Dann ging die Reise weiter Richtung Molde, das wir mit einigen kleineren Fähren erreichten und dann direkt an der Küste entlang unseren Weg zur „Atlantic Ocean Road“ fortsetzten. Hier verbrachten wir ganze Zwei Tage, tankten Kraft und ließen es uns einfach gut gehen an diesem wunderschönen Ort. Das war ein weiteres, absolutes Highlight der Reise. Diese einzigartige Straße mitten durch das Meer, die Aussicht und ein überwältigender Sonnenuntergang, der uns am ersten Abend willkommen hieß, brannten sich tief in unsere Erinnerungen ein.

Leider hieß es dann wieder: Rückreise antreten. Die Zeit verging bis dahin wie im Flug und wie so oft in den schönsten Momenten, war das viel zu schnell. Unser Weg führte uns zurück nach Oslo quer durchs Land, vorbei an Flüssen, Seen und Bergen. Da wir uns in Norwegen mit vergleichsweise günstigen Merino-Textilien eindeckten, nahmen wir sogar einen 120km Umweg in Kauf zum nächsten Outlet-Shop. 

Natürlich war es eines unserer Ziele, einen Elch in seiner natürlichen Umgebung zu sehen. Bis dato war dies aber noch nicht eingetroffen und entsprechend enttäuscht waren wir deswegen. Umso aufregender war es aber, dass wir dann genau dort, 60km entfernt von unserer eigentlichen Strecke kurz vor einem Dorf, mit einer schwarzen Wikingerkirche in dessen Kern, endlich fündig wurden. In einem Moorsee, der nur wenige hundert Meter von der Straße entfernt lag, konnten wir ihn sehen. Das Fell des braunen Jungbullen glänzte in der Sonne und genauso strahlten wir vor Freude, über diesen glücklichen Fund. Leider wurden wir, als wir auf einem Feldweg aus dem Bulli sFegen, von unzähligen Mücken überfallen, was uns dieser Anblick jedoch eindeutig wert war.

Nun konnten wir uns wirklich endgültig auf den Heimweg machen. So setzten wir den Weg fort über Oslo, nach Schweden über Göteborg und Kopenhagen nach Rödbyhavn, von wo aus wir mit der Fähre nach Fehmarn übersetzen wollten. Die letzte Nacht im Ausland verbrachten wir hinter einer Düne in Dänemark, direkt am Strand, wo wir die ganze Reise noch einmal rekapitulieren ließen. Am nächsten Morgen setzten wir dann in aller Frühe mit der Fähre über. 

Wieder im Heimatland angekommen wurde unsere Heimreise leider jäh unterbrochen, als unsere Freundin mit ihrem Van mitten auf der Autobahn mit einem unbekannten Motorproblem liegen blieb. Nachdem wir unseren Bulli dann kurzerhand in einen Abschlepper verwandelt hatten (ich kann nur wärmstens ein Abschleppseil samt Zurrösen empfehlen, die hatte ich selbst erst kurz vor Abreise noch besorgt, denn „man weiß ja nie“), um den Van aus der doch gefährlichen Lage auf der Autobahn zu retten, verbrachten wir die nächste Nach dann dank ADAC auf dem Parkplatz eines Hotels bei Lübeck. Zuvor mussten wir leider den anderen Van ausladen, um Schmutzwäsche, Lebensmittel und dergleichen in den Leihwagen zu packen, mit dem sie dann die weitere Reise bestreiten sollte. Wir wurden freundlich vom Hotelpersonal empfangen, durden sogar im Hotelzimmer unserer Freundin duschen und uns einen Plan für die Heimreise zurechtlegen. Wir bemerkten erst dann, wieviel Glück wir dabei eigentlich hatten. Man stelle sich nur vor, diese Panne wäre bei der Hinreise aufgetreten oder gar irgendwo in Norwegen, mitten in der Wildnis. Natürlich ist man selbst dort nie komplett alleine ohne jede Zivilisation, doch der Urlaub wäre deutlich anders verlaufen, wenn wir dieses Problem früher bekommen hätten. Man kann von Glück im Unglück reden, diese Erfahrung erst am ersten Tag zurück in Deutschland erleben zu dürfen. 

So konnten wir es als zwar unnötiges Übel ansehen aber dennoch auf einen wirklich erfolgreichen ersten Campingurlaub zurückblicken, der uns wieder geerdet hat und aufgezeigt, wie wenig man eigentlich braucht um wirklich glücklich zu sein. Ich selbst war bisher zwar nie der reine Touri-Urlauber, jedoch musste es schon auch immer wieder eine Priese Luxus sein. Erst jetzt wurde mir persönlich bewusst, dass all dieser Luxus das Leben gar nicht ausmacht. Solange Grundbedürfnisse gestillt sind, kann man mit weniger Luxus eindeutig mehr erleben und das eigene Leben zu einem wahren Abenteuer machen. Und genau deswegen, steht im April bereits der nächste Van-Urlaub an: drei Wochen Sardinien.